Natural Coffee – die Trockenaufbereitung von Kaffee erklärt

Wenn ein Kaffee nach reifen Beeren, Trockenfrüchten oder süßem Rotwein schmeckt, steckt oft der Natural Process, auch Trockenaufbereitung genannt, dahinter. Diese Methode gehört zu den ältesten überhaupt – sie wird seit Jahrhunderten angewendet, besonders in Regionen mit viel Sonne und wenig Wasser.

Heute gilt Natural Coffee als Inbegriff für fruchtige, süße und oft wild-aromatische Kaffees, die manchen Kaffeeliebhaber sofort begeistern, andere aber auch polarisieren können.

Was bedeutet Natural Coffee?

Bei der Trockenaufbereitung wird die Kaffeekirsche nach der Ernte nicht entpulpt oder fermentiert, sondern in ihrer ganzen Form in die Sonne gelegt. Die Bohne bleibt während des gesamten Trocknungsprozesses vom Fruchtfleisch umgeben. Dadurch hat sie lange Kontakt zu den Zuckern und Aromen der Frucht – und genau das macht Natural Kaffees so intensiv.

Das Verfahren ist vergleichsweise einfach, benötigt aber viel Platz und Geduld. Die Kirschen werden mehrere Wochen auf African Beds oder großen Betonflächen ausgebreitet und regelmäßig gewendet, damit sie gleichmäßig trocknen und nicht faulen.

Am Ende wird die getrocknete Fruchtschale mechanisch entfernt, sodass die Bohne übrig bleibt.

African Bed

So funktioniert der Natural Process Schritt für Schritt

Nach der Ernte werden die reifen Kirschen zunächst sortiert, meist von Hand oder im Wasserbecken. Nur die guten Kirschen dürfen auf die Trockenbetten. Dort bleiben sie zwei bis vier Wochen, manchmal auch länger, abhängig vom Klima. In dieser Zeit entwickeln die Bohnen ihr typisches süßes und fruchtiges Geschmacksprofil.

Die Bohnen sind dabei sehr empfindlich: Wird nicht regelmäßig gewendet, können Schimmel oder Fehlfermentationen entstehen. Deshalb erfordert die Trockenaufbereitung zwar wenig Technik, dafür aber umso mehr Aufmerksamkeit.

Geschmack von Natural Coffee – das erwartet dich

Natural Kaffees sind bekannt für ihre intensive Fruchtigkeit und Süße. Typisch sind Aromen von Erdbeeren, Heidelbeeren oder tropischen Früchten. Manche Naturals erinnern sogar an Wein oder Rum und können leicht fermentig wirken.

Der Körper ist in der Regel vollmundig, die Textur cremig. In der Tasse entsteht oft ein regelrechter „Wow-Effekt“ – entweder man liebt ihn, oder man findet ihn zu wild.

• Ein äthiopischer Natural kann wie eine Schale Beerenfrüchte duften.

Brasilianische Naturals wirken oft süßer, schokoladiger und nussiger, aber trotzdem mit einer weichen Frucht.

• In Costa Rica oder El Salvador findet man besonders balancierte Naturals, die Frucht und Struktur verbinden.

👉 Beispiele findest du in unseren Bohnenreviews, zum Beispiel Wild at Heart – 19grams oder Bombe – Elbgold.

Typische Herkunftsländer

Der Natural Process ist besonders in Regionen verbreitet, in denen Sonne im Überfluss vorhanden ist und Wasser knapp ist.

Brasilien ist weltweit bekannt für seine Naturals – sie machen dort den Großteil der Produktion aus.

Äthiopien produziert viele herausragende Naturals, oft mit intensiver Beerenfrucht.

• Auch in Costa Rica, El Salvador und Honduras gibt es spannende Microlots, die auf Natural setzen.

Die Kaffeeernte von Microlots

Vor- und Nachteile der Trockenaufbereitung

Die Trockenaufbereitung ist eine der nachhaltigsten Methoden, weil sie kaum Wasser benötigt. Außerdem verleiht sie den Bohnen oft eine außergewöhnliche Süße und ein unverwechselbares Aroma.

Doch sie hat auch ihre Tücken: Der Prozess ist stark vom Wetter abhängig. Zu viel Regen oder Feuchtigkeit können die gesamte Ernte gefährden. Zudem sind Naturals weniger „kontrollierbar“ – das Ergebnis kann von Jahr zu Jahr stärker schwanken als bei gewaschenen Kaffees.

Für wen ist Natural Coffee ideal?

Natural Kaffees sind perfekt für alle, die Lust auf fruchtige, intensive und verspielte Aromen haben.

• Als Filterkaffee entfalten sie ihre ganze Beerenpower.

• Als Espresso wirken sie oft süß, cremig und überraschend exotisch.

Gerade wer Kaffee neu entdeckt und etwas Außergewöhnliches probieren möchte, findet im Natural Process die spannendste Einstiegserfahrung.

Fazit: Warum der Natural Process begeistert

Natural Coffee steht für Frucht, Süße und Vielfalt. Er ist die vielleicht „ursprünglichste“ Methode der Kaffeeaufbereitung und sorgt bis heute für aufregende Tassenmomente.

Ob du die wilde Beerennote liebst oder den cremigen Körper schätzt – Naturals sind eine Entdeckungsreise für jeden, der Kaffee nicht nur trinken, sondern erleben will.

➡️ Mehr über andere Aufbereitungsarten findest du in unserer Serie, z. B. zum Washed Coffee.

Tipp für zuhause

Um die fruchtigen Noten von Naturals richtig herauszukitzeln, lohnt sich eine Handfilter-Brühmethode. Besonders geeignet ist ein Hario V60. Wer Espresso bevorzugt, sollte eine präzise Waage nutzen – so kommt die Süße perfekt zur Geltung.

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