Mythos

Macht weiches Wasser wirklich den besseren Espresso?

Ein unterschätzter Faktor: Wasserqualität im Espresso

Espresso ist mehr als nur ein kräftiger Schluck Koffein – er ist ein kleines Kunstwerk. Neben der Bohne, der Mühle und der Maschine gibt es aber einen oft vernachlässigten Faktor, der maßgeblich über Geschmack, Crema und Balance entscheidet: das Wasser. Genauer gesagt: die Wasserhärte.

Doch was genau bedeutet „weiches Wasser“? Und macht es den Espresso wirklich besser? Tauchen wir ein in die Welt zwischen Mineralien, Geschmack und Maschinenpflege.

Was ist „weiches“ Wasser überhaupt?

Wasserhärte beschreibt den Gehalt an Calcium- und Magnesiumionen im Wasser – also die Menge gelöster Mineralien. In Deutschland wird sie in „Grad deutscher Härte“ (°dH) gemessen:

0–7 °dH → weich

7–14 °dH → mittel

>14 °dH → hart

Je härter das Wasser, desto mehr Kalk und Mineralien enthält es. Das hat direkte Auswirkungen – nicht nur auf deine Espressomaschine, sondern auch auf den Geschmack in der Tasse.

Geschmack: Wie beeinflusst hartes oder weiches Wasser deinen Espresso?

Mineralien im Wasser binden sich beim Brühen an Aromastoffe in der Kaffeebohne. Zu viel davon (also bei hartem Wasser) kann bestimmte Aromen überlagern oder den Geschmack dumpfer und bitterer wirken lassen.

Weiches Wasser hingegen lässt mehr Nuancen durchscheinen: fruchtige Noten, florale Töne oder komplexe Säuren kommen besser zur Geltung.

Die SCA (Specialty Coffee Association) empfiehlt eine Wasserhärte im Bereich von:

Gesamthärte (GH): 50–175 ppm (mg/l)

Karbonathärte (KH): 40–75 ppm

pH-Wert: neutral (6,5–7,5)

Das entspricht in etwa einem mittelweichen bis weichen Wasser.

Maschine und Wartung: Der Kalk-Killer

Hartes Wasser ist nicht nur ein Aromakiller, sondern auch der Feind deiner Maschine. Mit jeder Brühung lagert sich Kalk ab – besonders im Boiler, den Leitungen oder am Duschsieb. Die Folgen:

• längere Aufheizzeiten

• inkonstante Brühtemperaturen

• im schlimmsten Fall: teure Reparatur

Wer also auf weiches Wasser umsteigt, spart langfristig Geld und Nerven bei der Wartung.

Muss es gleich Osmose sein? Lösungen für den Alltag

Nicht jeder hat Lust, sein Wasser laborartig zu analysieren – zum Glück gibt es praktische Wege, seine Wasserqualität zu verbessern:

1. Brita-Filter oder Tischfilter

Reduzieren Karbonathärte, verbessern den Geschmack. Nicht perfekt, aber ein guter Anfang.

2. BWT Bestmax oder Filterkartuschen (z. B. für die Niche Zero)

Filtern gezielt Magnesium, lassen wichtige Mineralien drin – super für Kaffee.

3. Volle Kontrolle mit Umkehrosmose und Remineralisierung

Für Nerds & Profis: fast reines Wasser, dann mit mineralischen Salzen (z. B. Third Wave Water) auf den perfekten Härtegrad gebracht.

Ein Beispiel aus der Praxis

Als ich zu Hause vom Niederkasseler Leitungswasser (mittelhart, ca. 14 °dH) auf gefiltertes Wasser (GH ca. 6 °dH) umgestiegen bin, war das wie ein neues Setup. Mein Espresso – dieselbe Bohne, gleiche Maschine – war plötzlich klarer, süßer, weniger bitter. Die fruchtigen Noten kamen durch, die Crema war stabiler.

Fazit: Ja, weiches Wasser macht den besseren Espresso – wenn du’s richtig machst

Weiches Wasser bringt nicht nur mehr Geschmack in die Tasse, sondern schützt auch deine Technik. Es lohnt sich, sich mit dem Thema zu beschäftigen – selbst, wenn du kein Barista bist. Schon ein günstiger Filter kann große Unterschiede machen.

Kurz gesagt:

Geschmack: Weiches Wasser = mehr Klarheit und Komplexität

Maschine: Weniger Kalk, längere Lebensdauer

Lösungen: Filter, Mineralienzusätze oder Osmose

Du investierst so viel in gute Bohnen und Technik – vergiss das Wasser nicht. Es macht ca. 90 % deines Espressos aus.

Hast du deine Wasserhärte schon geprüft?

Falls du wissen willst, wie dein Leitungswasser abschneidet: Dein lokaler Wasserversorger gibt darüber Auskunft – oder du nutzt einfache Teststreifen aus dem Baumarkt.

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